forest floodlights
musikprotokoll 2023
05.10.2023 | 19:30 - 20:00
Dom im Berg  | Graz




Fotos © ORF musikprotokoll/Martin Gross 



Im Rahmen der SHAPE+ Residencies verbrachten Franziska Thurner, Abby Lee Tee und Manja Ristić einige Tage inmitten der Wälder unweit der österreichisch-tschechischen Grenze – einer Region, in der Gegensätze und Überschneidungen von Vergangenheit und Gegenwart, Natur und moderner Gesellschaft sowie persönlicher und kollektiver Geschichte(n) greifbar werden. Entlang des früheren Eisernen Vorhangs und der europäischen Wasserscheide erkundeten sie unzählige Bäche wie die Schwarze Aist und Harbe Aist, Seen wie den Stierhüblteich oder den Pohořskýrybník oder aufgelassene und überwucherte Steinbrüche. Als Ausgangspunkt diente das Dorf Harrachstal, die Garage Drushba und das Erbe der langjährigen, grenzüberschreitenden Kulturarbeit des Künstlers John Tylo.


Vorsichtig folgten sie den Spuren von Flusskrebsen und Fischottern und widmeten sich den Bachläufen, dem Schaffen von Bibern und Ameisenkolonien, Wasseramseln und emsigen Grillen – und erkundeten die aquatische Geo- und Biophonie. Oder sprachen mit von den Renaturierungs- und Wasserbau-Fähigkeiten von Bibern beeindruckten Bauern. Zeitgleich zeigte das Wasser 200 Kilometer weiter südlich – von schier endlosem Raubbau an der Natur und der Klimakrise befördert – seine destruktiven Kräfte in Form von immensen Überschwemmungen in weiten Teilen des westlichen Balkans.


Die heute unsichtbare Grenze entlang des früheren Eisernen Vorhangs wird nur noch durch verschiedene Arten der Landnutzung und das Verhältnis zu Naturräumen sichtbar – letztere erhielten durch diese Periode eine kurze Verschnaufpause; das Areal bietet noch Rückzugsgebiete und Migrationsrouten für viele Tiere.

Die menschliche Nutzung und Zerstörung schreitet aber auch hier unentwegt voran – während mancherorts in umfassender Weise noch Vergangenes zutage tritt bzw. konserviert wurde: Ruinen und verborgene Kriegsrelikte zeugen von dunklen Zeiten auch für Menschen.

In den akustischen (Zwischen-) Räumen werden die vielfältigen und gegensätzlichen Einflüsse auf die Landschaft und Habitate hörbar und eröffnen Raum für Utopien. Nicht nur bezüglich einer bedingungslosen Koexistenz von Mensch und Natur, sondern gar Konvivialität zum Vorteil aller Lebewesen, Pflanzen und Ökosysteme.